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Enzinger Boden 25.07. - 27.07.2003


von Bruno Wagner (Text) und Sophie Roud (MBG, Fotos)



Auch 2003 waren einige Schüler und Ehemalige des Max-Born-Gymnasiums wieder von Dr. Zschau zu einem Beobachtungswochenende (dem neunten seit 1989) auf seine Hütte in Österreich eingeladen worden. Die Wettervorhersage ließ für die erste Nacht ein paar Wolken erwarten und kündigte klare Sicht für die zweite Nacht an.

Für das erste Wochenende in Bayerns Sommerferien waren dramatische Staus auf den Autobahnen vorhergesagt worden. Deshalb bin ich am Freitag schon vor der Zeugnisvergabe aufgebrochen - und hatte leere Straßen vorgefunden. Auch die später Gestarteten hatten kaum Verkehrsprobleme. Nach dem obligatorischen Brotzeit- und Proviantstop beim Billa am Ortsausgang von Kitzbühel waren Florian Rauter und ich schon kurz vor Eins am Enzinger Boden. Bei bestem Wetter haben wir die Umgebung erkundet. Endlich hatte ich mal Zeit und Ruhe für das sehr informative Informationszentrum der ÖBB-Kraftwerke.

Nach und nach wurde die Mannschaft dann komplett mit Andrea Friebel, Bernd Henze, Christian Abel, Esther Schott, Martina Ruf, Michael Donhöfer, Michael Schmidhuber, Simon Gamperl und natürlich Dr. Werner Zschau. Mit dem Abend wurden die umherziehenden Wolken immer weniger, was uns auf die Nacht hoffen ließ

Warten am Damm Aufbau 25.07.2003

Nach einer ausgiebigen Brotzeit sind wir dann zum Beobachten aufgebrochen. Leider war wegen Revisonsarbeiten der Weg über die Krone des Staudamms bis zur Mittelstation der ÖBB-Seilbahn nicht möglich. Wir mussten daher auf dem davorliegenden Sattel aufbauen. Strom und einen Unterstand gegen Schlechtwetter haben wir dank sicherer Wetterlage gerne gegen eine noch etwas bessere Südsicht eingetauscht. Ausgerüstet waren wir sehr gut mit Großferngläsern 11x80 von Dr. Zschau und 20x105 der AVWM, meinem Refraktor 90/1000, zwei Newtons mit 114 und 150 mm Öffnung von Bernd und Schmidi, dem C8 der Schule, Dr. Zschau´s Zehnzöller-Schmidt-Cassegrain von Meade mit Computersteuerung und dem AVWM-12-Zoll-Dobson.

Die erste Nacht war gut, wobei in der zweiten Nachthälfte leichter Dunst aufkam. Natürlich haben wir uns erst einmal an der reichen Auswahl von Objekten im Schützen sattgesehen und uns dann weiter am Himmel umgetan. Besonders angetan hatte es uns der sternreiche und asymmetrische Kugelsternhaufen M11, der in beiden Nächten mehrfach aufgesucht wurde. Gegen zwei Uhr hatte sich auch Mars über die Bergkämme Richtung Großglockner geschoben und stand gleißend hell am Himmel. Polkappe, eine dunkler Rand darunter und die große Albedostruktur der ... in Form eines zerlaufenen Y waren gut sichtbar.

Nach kurzem Schlaf in den Autos oder im Freien sind wir mit den ersten Sonnenstrahlen ins Tal gefahren und haben wie üblich nach einem kleinen Frühstück den Vormittag verschlafen. Einige sind nach dem zweiten, ausführlichen Frühstück zu einer 2,5-stündigen Bergtour aufgebrochen, andere haben Salate und die zweite Beobachtungsnacht vorbereitet. Erstmals haben wir dann gegrillt, was eine gute Grundlage für eine lange zweite Beobachtungsnacht war.

Spannend war die Wetterentwicklung. Nachmittags zogen wie angekündigt viele Wolken über das Tal, die sich aber nicht am Alpenhauptkamm stauten. Gegen Abend wurden sie aber mehr statt weniger und im Südwesten war die Bewölkung sogar geschlossen. Beim Rauffahren zeigten sich zusätzlich eine geschlossene Wolkenfront im Nordwesten, die Wolken im Südwesten entpuppten sich als Föhnmauer.

Aufbau mit Kühen 26.07.2003

An unserem Beobachtungsplatz angekommen wurden wir von einer Gruppe Einheimischer neugierig begrüßt - Eine Herde Kühe interessierte sich sehr für unsere Geräte und das entstehende Nachtlager. Wir wussten die Neugierde nur kurzzeitig zu schätzen und mussten freundlich für einen Sicherheitsabstand sorgen. Zuvor waren schon ein Schlafsack per Zunge auf Dichtigkeit und eine aufblasbare Matte auf Trittfestigkeit geprüft worden.

Kurz vor den letzten Kehren hatten wir eine Radlerin überholt, die schon nach Sonnenuntergang oben ankam. Neben dem Aufbauen entstand ein angeregtes Gespräch mit ihr, als ein zweiköpfiger Störungstrupp vom Kraftwerk vorbeikam. Die beiden konnten sich durch die großen Optiken einen ihrer höchstgelegenen Staudämme und die Rudolfshütte ansehen. Nicht lange nach deren Abfahrt kam der Jagdpächter mit Begleitung vorbei. Nach einigen Blicken durchs Teleskop konnten wir für ein bisschen Orientierung am Himmel sorgen und viele Fragen zur Astronomie beantworten.

Die Wolkenfront im Nordwesten blieb uns fern, dafür lösten sich von der Föhnmauer immer mehr Wolkenfetzen und zogen bei den Beobachtungen der ersten Stunde über uns hinweg. Binnen einer halben Stunde drehte der Föhn dann von Südwest auf Südost und wurde stärker. Die Föhnmauer löste sich langsam auf und wir hatten eine extrem gute Durchsicht bei allerdings recht unruhiger Luft. In den beiden Großgeräten war mit 150- bis 200-fach bereits die Grenze erreicht.

Dank ausgiebiger Vorbereitung konnte ich allein im Dobson über zwanzig Objekte beobachten. M20, der Trifidnebel, zeigte eine klare Dreiteilung durch Staubbänder. Der Hantelnebel, M27, war nicht als längsseits eingedrückter Schwamm sichtbar, sondern dehnte sich auf den "Längsseiten" noch auf das Dreifache als zarter Nebel aus.

Etwas aufgeschreckt wurden wir vom einem Poltern am Kleinen Eiser schräg vor uns. Am kleinen Gletscher dort ereignete sich ein Eissturz. Auch später war noch gelegentlich ein leichtes Rumpeln vernehmbar.

NGC 6543 ist ein kleiner, planetarischer Nebel. Er ist aber so hell, im 12-Zöller zumal, dass für die Meisten die blaugrüne Farbe erkennbar wurde. Einen tollen Effekt erzeugt der "blinkende planetarische Nebel" NGC 6826. Direkt beobachtet sieht man kaum mehr als den Zentralstern mit 10m5, indirekt ein deutliches Scheibchen; beim Wechsel "blinkt" der Nebel auf und weg. Eine lange erhoffte Erstbeobachtung war für mich der Helixnebel NGC 7293, der mit 12m pro Quadratbogenminute einen "dunkelsten Himmel" (Karkoschka) verlangt, aber im 12-Zöller eindeutig sichtbar war. Alle Beobachtungen waren ohne Nebelfilter möglich! Mars war hingegen in der zweiten Nacht eine Enttäuschung. Die Luftunruhe ließ keine Details außer der Polkappe hervortreten. So waren die ersten Versuche von Schmidi mit einer Webcam leider nicht sehr erfolgreich.

Auch die zweite Nacht ging mit einem kurzem Schlaf vor dem Herunterfahren zuende. Doppeltes Frühstück, dazwischen ein paar Stunden Schlaf, Putzen der Hütte, eine flüssige Heimfahrt schlossen ein eindrucksvolles Wochenende ab.