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Venustransit 8.6.2004 in Windach


von Bruno Wagner



Um Sieben in der Frühe schon beobachtungsbereit sein - welch eine Zumutung für einen Astronomen. So hatte ich schon etwas Verspätung, als sich beim Aufbau des Fernrohrs herausstellte, dass der Antrieb streikt. Später habe ich dann schnell gemerkt, dass nur die Stromversorgung verpolt war. Aber zunächst musste ich mir mit der altmodischen flexiblen Welle und Handnachführung helfen.

So war ich erst ca. 3 Minuten vor dem ungefähren 1. Kontakt startklar. Die genauen Kontaktzeiten hatte ich mir extra nicht besorgt, da ich auf den Spuren der historischen Beobachtungen ja realistisch messen wollte. Ich begann mit 70-facher Vergrößerung, da passt bei mir die Sonne gut ins Gesichtsfeld des Okulares und es ist noch ein bisschen Schwarz außenrum zum Korrigieren der Nachführtoleranzen aufgrund ungenauer Poljustage. Da der Blick über freies Grasland ging, hatte ich ein sehr ruhiges Sonnenbild.

Als ich noch dabei war, meine Gedanken zu ordnen, an welcher Ecke denn die Venus vor die Sonnenscheibe wandern würde, zeigte sich schon die erste kleine Delle. Ein schneller Blick ging zur Uhr: 05:20:11 UTC. Bei dann 100-facher Vergrößerung schob sich Venus immer weiter vor die Sonne. Schon nach kurzer Zeit war erkennbar, dass dieses Scheibchen erheblich größer würde als das des Merkur vor einem Jahr. Nur einzelne heiße Schlieren ließen das Bild manchmal unruhig werden. Meist jedoch stand eine wie ausgestanzt wirkende Venus vor der sichtbar unschäfer begrenzten Sonne.

Bei der Annäherung an den zweiten Kontakt trat ab 05:37 UTC ein Effekt ein, auf den ich nicht vorbereitet war. Leitete die Venusatmosphäre tatsächlich Licht auf die Seite, an der die Venus die Sonne nioht direkt berührte? Oder waren das Schichten der Sonnenatmosphäre, die sonst neben der gleißenden Sonnenscheibe überstrahlt werden? Ich tendiere zu letzterem. Um 05:38 UTC war die Venusscheibe jedenfalls richtig schwarz im Vergleich zu diesem zarten Leuchten.

Ab 05:39:07 begann die Sonne die Venus mit sichtbarer Bewegung einzuschließen und um 05:39:36 UTC war der 2. Kontakt erreicht. Ein Tropfenphänomen habe ich nicht wahrgenommen, die Spitzen der umgreifenden Sonnenscheibe waren jederzeit scharf definiert. Über den Vormittag verteilt, an dem ich mit Hobelarbeiten gut beschäftigt war, sind außer meiner eigenen Familie noch sieben weitere Leute am Fernrohr vorbeispaziert bzw. zu einem kurzen Blick stehen geblieben. In Projektion war die Venusscheibe deutlich sichtbar. Alle haben die Venus aber auch durch Sonnenfinsternisbrillen erkennen können.

Für die letzten beiden Kontakte habe ich dann wieder auf direkte Beobachtung umgestellt. Die Luftunruhe war jetzt schubweise schon etwas stärker und gelegentlich ließ aufkommender Wind das Bild etwas erzittern. Für einen Sommertag waren das aber immer noch sehr gute Beobachtungsverhältnisse. Nur selten versuchten ein paar Wökchen zu quellen, fielen aber immer schnell wieder in sich zusammen. Die Lichtbrücke zwischen Venusrand und Sonnenrand schmolz zusammen und um 11:03:57 UTC war der 3. Kontakt erreicht. Von einem Tropfenphänomen habe ich wieder nichts wahrgenommen, dafür war für über zwei Minuten der oben beschriebene Effekt durch Sonnen- oder Venusatmosphäre sichtbar.

Um 11:22:33 war die Delle am Sonnenrand in etwa auf das Maß zusammengeschmolzen, bei dem ich den 1. Kontakt verzeichnet hatte. Den 4. Kontakt habe ich um 11:23:22 verzeichnet.