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Mond essen Saturn auf


von Bruno Wagner



"Mond essen Sonne auf", so heisst es in einer Überlieferung. So spektakulär wie eine Sonnenfinsternis war es nicht, als am 3.11.2001 Saturn hinter dem Mond verschwand und nach einer Stunde wieder hervorkam. Doch einen bemerkenswerten Eindruck bot der Anblick schon.

Zwei Stunden vor dem Ereignis war Saturn mit zwei Monddurchmessern noch soweit vom Mond entfernt, dass ich mir unsicher wurde, ob ich mir die Zeitangaben richtig gemerkt hatte. Wie schnell sich der Mond gegen den Himmelshintergrund bewegt, fällt eben doch erst relativ zu so einen "Fixpunkt" auf.

Ebenfalls zwei Studen vor der Saturn-Bedeckung klingelte das Telefon. Volker Heesen von der MAO (Moerser Astronomische Organisation) kündigte sich an und brachte dann auch noch Stefan, einen Freund aus Ulm, mit. Mit Otto, Matthias, Manfed und mir versammelten sich insgesamt sechs Leute um fünf Fernrohre. Das war gerade Recht, dass in den spannenden Momenten die Okulare nicht hart umkämpft waren. Auch zwei Spaziergänger konnten damit problemlos einen Blick auf Saturn und Mond werfen.

Bei ca. 100facher Vergrößerung und mäßigem Seeing verfolgten wir, wie sich der helle Mondrand immer näher an Saturn heranmachte. Ist Saturn sonst ein helle Scheibe, verblasst er und wirkt grau neben der gleißenden Mondoberfläche. Die Geschwindigkeit war hoch genug um als Bewegung wahrgenommen zu werden.

Interessant war auch der Vergleich zwischen den drei verwendeten Refraktoren. Mein Fraunhofer-Achromat von Vixen mit 90 mm und 1000 mm Brennweite zeigte den gewohnt hohen Kontrast bei deutlichem Farbfehler. Volkers Flaunhofel brachte dank 120 mm Öffnung bei gleicher Brennweite mehr Licht und deutlich mehr Farben ins Okular. Ottos Zeiss-ED-Apo mit 80 mm 1:8 war lichtschwächer, aber genauso scharf. Das Fehlen von Farbrändern kam mir geradezu unnatürlich vor. Ob es am Seeing oder der Fertigungsqualität lag, mag ich nicht entscheiden; im Bresser-Gerät von Volker war die Bildschärfe nicht ganz befriedigend.

Der große Helligkeitsunterschied machte es nicht einfach, die Kontaktzeiten beim Verschwinden von Saturn zu bestimmen. Ungewöhnlich kam uns auch vor, dass der Mondrand stärker zu zittern schien als Saturn. Für ersten Ringkontakt, Kugelkontakt, Kugelverschwinden und vollständiges Verschwinden habe ich 20:59:10, 20:59:31, 21:00:10 und 21:00:35 UT notiert. Nur knapp 90 Sekunden haben die Mondgeschwindigkeit "fühlbar" gemacht. An eine Protuberanz hat mich erinnert, wie nach Verschwinden der Saturnkugel der Ring noch über die Mondkante ragte. Hoffentlich sind Ottos Fotos brauchbar geworden.

Die Wartezeit bis zum Wiederaustritt von Saturn haben wir uns zunächst mit Jupiter vertrieben. Schlechtes Seeing ließ aber keine rechte Freude aufkommen, so dass wir uns heissem Tee, Hanuta-Imitat von Penny (Danke, Stefan!) und schließlich dem Mond selbst zuwandten. Der Bereich um den Terminator war stark von Kratern zerfurcht. Entsprechend viele Details waren zu genießen. Ein Blick zum Orionnebel zeigte außer Sternen nur eine Ahnung von Nebel. Weitere Versuche dieser Art haben wir dann gelassen.

Saturn musste am dunlen Mondrand wieder auftauchen. Wie weit vom Terminator entfernt war bei hoher Vergrößerung schwer im Voraus abzuschätzen. Umso höher war die Spannung. Das erste schwache Leuchten, der abgeschnittene Ring, die jetzt nicht mehr vom Mond überstrahlte Kugel mit einem Wolkenband haben allesamt schwer beeindruckt. Dia Kontaktzeiten habe ich mit 22:04:38 22:05:04 22:05:45 22:06:12 UT festgehalten.

Dieser Abend hat ganz klar Appetit auf mehr gemacht. Ob ich dazu am Sonntag, 1.12. um 3:00 Uhr MEZ aufstehen werde, bin ich nicht so ganz sicher. Umso mehr freue ich mich auf den 16.4.2001. Dann haben wir außer einer weiteren Saturnbedeckung auch noch eine streifende Sternbedeckung zu erwarten, die nicht weit nördlich von hier zu beobachten sein wird.

Tolle Fotos von diesem Ereignis finden sich im WWW unter http://brueckner.gmxhome.de/eintritt.jpg und http://home.arcor.de/martin.fueger/saturn.htm. Leider können auch sie nicht, wie oft bei Astrofotografie, die Ästhetik und Kontraste des Ereignisses einfangen.